Kleine Gedanken am Rande zur Zucht, Gesunder Hund, Fehlfarben und Umgang mit der genetisch belasteten Rasse Französische Bulldogge.

  

Alle bemühten Bullyfreunde züchten, um die Rasse ein wenig zum Vorteil für den Hund zu verändern. Die übertriebene Interpretation des geltenden Rassestandards, der durch biologisch nicht sinnvolle Zuchtvorgaben doch das ein oder andere Zipperlein förderte, hat vielen Bullyfamilien stark zugesetzt. Zu erhaltene, gewünschte Merkmale möchten verstärkt und unerwünschte Eigenschaften vermieden werden.

 

Da jede Rasse nur über einen begrenzten und geschlossenen Genpool verfügt, sind hier die Möglichkeiten diese Hunde auf Ewigkeiten zu verbessern oder rassetypische Merkmale auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen ohne Fremdeinkreuzung ausgeschlossen!

 

Dennoch schaffen wir es, überwiegend robuste, gesunde Bulldoggen zu züchten.

ABER! Eine Garantie auf den allseits gesunden Hund gibt es trotz aller angewandten Möglichkeiten bitte nicht. Mutter Natur ist hier mitunter sehr originell und Vater Genetik manchmal wenig humorvoll.

 

Mein Zuchtziel sollen glückliche Welpenkäufer sein, die ihren Bully ohne große Sorgen genießen können. Freund Hund soll einen Körper mitbekommen, in dem er seine Bedürfnisse als Canide ohne nennenswerte Einschränkungen nachkommen kann.

 

Viele Züchter sind bemüht und verfolgen dieses Ziel mit viel Herzblut und Fachwissen. Jeder geborene und ausgewertete Bully stellt uns aber immer wieder vor die Wahl der möglichen und sinnvollen Zulassung, vor die Entscheidung welche Verpaarungen die besten Ergebnisse hinsichtlich Lebensqualität und Langlebigkeit für den Hund versprechen.

 

Die Möglichkeiten der Diagnostik sind Fluch und Segen zugleich, decken sie doch jede Abweichung von der Norm schonungslos auf.

Hinzu kommen die angebotenen Gentests, die sehr selten ohne Befund - sprich Trägerschaft keiner Krankheit - uns vor die Wahrheit stellen. Dies alles zusammengenommen bringt Hunde hervor, die klar ihre Vorteile haben, aber für die Weitervererbung auch Nachteile besitzen können.

 

Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit man sich dieser Wissenschaft versklaven möchte?

Bei einer Rasse, die so viele Defekte und Besonderheiten haben kann, da sie leider in den letzten Jahrzehnten lediglich auf fraglichen Formwert der Showtypen gezüchtet wurde und dadurch zu oft wertvolle Merkmale auf makellose Funktion eines Hundes einbüßen musste.

Man denke nur an zu kurze Ruten und zu kurze Körper, die eine natürliche Reproduktion schon nicht zuließen.

 

Wie gehe ich mit einem top ausgewerteten Bully um, von dem ich weiß, dass in Generation X doch ein grober Fehler aufgetreten ist?

Linien komplett ausschließen und Millionen gesunder Gene unwiederbringlich vernichten?

Bei jeder Verpaarung kann sich ein Unbekannter rezessiver Schurke wieder nach vorne in meine aktuelle Generation mendeln und im schlimmsten Fall mit passender Schurkin verbündet, eine bis dahin nicht sichtbare und testbare Krankheit zum Ausbruch bringen.

Jeder seriöse Züchter kennt diese Gefahr und Angst und wird solche Fälle schon erlebt haben, dass ein bis dato unterdrücktes Merkmal sichtbar wurde und den bis jetzt gesunden und stabilen Topvererber blamierte.

 

So kann es mit Autoimmunkrankheiten oder neurologischen Gebrechen und anderen nicht gewünschten, den Hund stark einschränkenden Pestereien geschehen....und auf einmal....ZACK! ist er da, der belastete Hund!

 

PEINLICH!      DRAMA!      SCHULDIG!

 

Nein, nicht nur...es ist Genetik, Pech und Erkenntnis!

 

Niemand kann dem nicht sichtbaren genetischen Schatten entrinnen. Streng genommen ist jede Zucht ein ewiger Tierversuch, aus dessen Ergebnis wir nur immer wieder lernen können.

Natürlich steht der seriöse Züchter seinem Hund und dessen Menschen beratend und unterstützend zur Seite, sollte es einmal zu einem solch unvermeidlichen Fall kommen.

 

Der gesündeste und befundfrei ausgewerteste Hund muss nicht der beste Vererber sein und kann zum bösen Verderber werden. Umgekehrt geht es natürlich genauso.

 

Genetik ist nicht berechenbar, wenn es um multifaktorelle bzw. ungeklärte Erbvorgänge geht und das sind die meisten , wenn es um rassetypische Defizite der Bullys geht, wie BOAS, Keilwirbel und HD. So können immer noch aus gesunden Elterntieren weniger gesunde Nachkommen entstehen. Die Fälle sind selten, aber nicht ausgeschlossen.

 

Nun ein schneller Schlenker auf Standard- und Sonderfarben:

 

Man kann z.B. einen Lagefehler des Hodens gemessen am Krankheitswert nicht mit einer schweren HD oder Wirbelsäulenanomalie vergleichen.

Wir selektieren nicht jeden kleinen Fehler im Sinne des Ausmerzens, da immer auch gute, gesunde und wertvolle genetische Anlagen für immer verloren gehen. Der Bully ist nicht die einzige schwer demolierte Rasse.

 

Wir haben aber das große Glück, dass hier aufgrund des Wunsches nach neuen und für meinen Geschmack nicht immer schöne Farben, durch Einkreuzung wertvolle Linien und Gene hinzugefügt wurden. Diese gilt es zu finden und sinnvoll für den Erhalt der Rasse zu nutzen, anstatt vehement alles, was vom ursprünglichen,  festgelegten Standard abweicht, als krank und anders und unerwünscht abzulehnen.

Hier wäre ein offener Dialog ratsamer als beleidigt vor seiner winzigen Gruppe an Genvariationen in der Ecke zu stehen und weiter mit Vollgas in die Sackgasse zu fahren. Zumal nicht aus jeder Fehlfarbe eine weitere entstehen muss!

Meine Brindlemädels ohne Dilutions-Gen überdecken damit blau. Also nicht erschrecken, wenn es mal ein gesunder modefarbiger Deckrüde mit ansonsten perfekten Anlagen werden könnte. 

 

Zu guter Letzt trägt auch der Welpenkäufer einen kleinen Anteil zur Erhaltung der gesunden Bulldogge bei. Hier sei die sorgfältige Aufzucht der Junghunde in Bezug auf Ernährung und Belastung erwähnt, ebenso wie der intelligente und niemals verschwenderische Umgang mit Nervengiften aus Wurmkuren und Impfungen. 

 

Lest hierzu bitte meine Rubrik Welpen und auch den Artikel über die Rückzucht.